2013年6月6日星期四

“我们的拉萨快被毁了!救救拉萨吧!!”之德文译文


【感谢译者Roman Wollscheid先生将我的博文我们的拉萨快被毁了!救救拉萨吧!!译为德文。原博文既在自由亚洲电台藏语广播,也先后译为日文英文波兰文意大利文等。在此感谢诸位译者。】

Unser Lhasa vor der Zerstörung! Rettet Lhasa!

Schon bald wird unser Lhasa zerstört sein!

Das ist keine Panikmache!

Ein Tourist schrieb nach seiner Reise nach Lhasa auf dem chinesischen Mikroblog Sina Weibo: „Es ist mir heute klar geworden, dass Lhasa zu einer protzigen und jämmerlichen Touristenstadt  - so wie Lijiang in der Provinz Yunnan[1]  - werden soll. Alle Straßenhändler, Gasthäuser… einfache Dienstleistungen werden aus der Altstadt herausgedrängt und durch hochwertige Kunsthandwerksläden und Hotels ersetzt. Und alle Häuser in den alten Straßen müssen ein einheitliches Aussehen und einheitliche Aushängeschilder haben. Funktioniert denn die Restaurierung chinesischer Städte nur noch nach dem Rezept einer beschissenen Koreanischen Schönheitsoperation[2]?“

Auf den Fotos, die der Blogger gepostet hat, fand ich ein „Baustellenschild“ (siehe Bild unten) des gerade im Bau befindlichen ‚Barkhor Einkaufszentrums‘ (Es befindet sich an der Stelle des ehemaligen Regierungsgebäudes des Chengguan Distrikts, nordöstlich von dem den Jokhang Tempel umrundenden Gebetsweges von Barkhor. Beide liegen nicht weit voneinander entfernt in der Altstadt Lhasas ), das eine Fläche von 150.000 Quadratmetern und allein 1.117 Tiefgaragenplätze ausweist. Und bei dem monströsen Shenli-Timessquare in der nördlichen Ecke der Altstadt, der im Rahmen einer Kooperation von Geschäftsleuten und Politik erbaut und Ende letzten Jahres  eröffnet wurde, musste wegen der Tiefgarage über zwei Jahre Tag und Nacht Grundwasser abgepumpt werden. Das hat zu Rissen in der Altstadt Lhasas, zu Absack- und sogar zu Einsturzgefahr geführt (tatsächlich haben sich schon an vielen Stellen Risse aufgetan, und der Grundwasserspiegel ist drastisch abgesunken). Und nun will die Stadtregierung in der Altstadt ein weiteres großes Einkaufszentrum mit Tiefgaragenplätzen bauen…Heißt das jetzt, dass Lhasa von gefräßigen Monstern endgültig zerstört wird?

Ich erinnere mich, dass im Jahre 1994 die UNESCO den Potala-Palast in die Liste des Welterbes aufgenommen,  hat. In den Jahren 2000 und 2001 folgten der Jokhang-Tempel und  der Norbulingka (Sommerpalast des Dalai Lama), die zusammen mit dem Potala ein historisches Ensemble bilden. Damit sind die heiligen Stätten Lhasas mit ihrer religiösen, historischen und kulturellen Bedeutung Teil des Weltkulturerbes und können den ihnen zustehenden Schutz beanspruchen.

Ich erinnere mich auch, dass im Jahre 2007 das Welterbekomitee wegen des Potalas die ‚gelbe Karte‘ gezogen hat. Es wurden die übermäßige touristische Nutzung und eine verantwortungslose, gegebenen Versprechen zuwiderlaufende Erschließung bemängelt, so dass Lhasa der Welterbestatus entzogen werden könnte.

Nicht nur, dass der Potala heute weiter touristisch übernutzt ist und unter den Schritten von jährlich mehr als einer Million Touristen (Tendenz steigend) erbebt, sogar die Altstadt Lhasas ändert unter dem Eindruck der touristischen Erschließung ihr Antlitz . Nicht nur, dass sie bis zu den Gedärmen aufgerissen wird. Ihr wird auch noch regelrecht der Boden unter den Füßen weggezogen. So kommentiert dies der tibetische Künstler Kuang Laowu: „Angesichts der Verlockungen des Mammons und der Macht geht die kulturelle Einzigartigkeit verloren, die Städte werden austauschbar. Hinter der scheinbar florierenden Fassade ist das Wesen Lhasas schon längst ausgehöhlt, das alte Lhasa ist längst vergangen und vorbei. Man sucht vergebens alte, schlichte Dinge, an denen die Spuren der Zeit haften.“

Ich denke auch an den Deutschen André Alexander und seinen Tibet Heritage Fund, den Mann, der sich vor vielen Jahren der Restaurierung des alten Lhasas verschrieben hat. Zwischen 1996 und 2002 hat er in Lhasa und Umgebung 76 traditionelle, historisch wertvolle Bauten gerettet. In aller Offenheit sagte er: „Seit Beginn der 1980er Jahre haben die städtebaulichen Maßnahmen an den historischen Gebäuden und in den Straßenzügen der Altstadtviertel unablässig Zerstörungen angerichtet. Seit 1993 wurden im Durchschnitt jährlich 35 historisch wertvolle Gebäude abgerissen. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, werden die verbliebenen alten Gebäude innerhalb von vier Jahren verschwunden sein.“ Alexander und seine Leute haben hervorragende Leistungen bei der Restaurierung Lhasas erbracht. Weil sie Zeugen der Zerstörung wurden, wurden sie von der raffgierigen tibetischen Regierung aus Lhasa ausgewiesen.

Tief getroffen schrieb Herr Alexander: „Jedes Mal wenn ich dort bin, sind es deutlich weniger alte Häuser – Stein um Stein, Straßenzug um Straßenzug und sogar die Hunde verschwinden…“ Und nun tritt an deren Stelle ein neues, krämerhaftes Lhasa der Mächtigen und Reichen. Und in genauso scharfem Ton ein Internet-User: „Sie reißen die alten Bauten ab, graben Tunnel, errichten Fußgänger-Brücken, stauen den Kyi-Chu (Lhasa-Fluss) und pumpen das Grundwasser ab…das sind wirklich Wiedergeburten gefräßiger Monster. Was nicht niet- und nagelfest ist, schaffen sie weg. Den Rest zerstören sie!“

Vor vierzig Jahren formulierte die UNESCO in der Konvention zum Schutz des Weltkultur und -Naturerbes: Einzigartiges kulturelles Erbe oder Naturerbe hat – wo auch immer auf der Welt – eine herausragende Bedeutung. Es ist für die Menschheit unersetzlich, wichtig und wertvoll. Die Beeinträchtigung eines kulturellen oder Naturerbes kann das Welterbe gefährden und muss daher unter den gemeinsamen Schutz der gesamten Menschheit gestellt werden.

Hiermit appelliere ich an die UNESCO und entsprechende internationale Organisationen: Stoppen Sie die furchtbare ‚Modernisierung‘ der alten Stadtlandschaft Lhasa, seiner Kultur und Ökologie. Stoppt dieses unverzeihliche und maßlose Verbrechen!

Hiermit appelliere ich an die zahlreichen Experten und Organisationen, die sich mit Tibetologie oder Tibet befassen: Verschließt bitte nicht die Augen vor dem fatalen Schlag, der der Altstadt Lhasas gegenwärtig bevorsteht!

In der Hoffnung, dass Sie alle für die Rettung der Altstadt Lhasas zur Tat schreiten!
Schon bald wird unser Lhasa zerstört sein!

Rettet Lhasa!

4. Mai 2013
Übersetzt aus dem Chinesischen von Roman Wollscheid

Barkhor - Gebetsweg um den Jokhang Tempel

Tibeter beim Begehen des Gebetsweges

Gebetsweg des Jokhang Tempels - Barkhor
Häuser an der Barkhor-Straße
Im Internet schrieb jemand: „Gegenüber dem Dongcuo-Hotel wurde ein großer Häuserblock abgerissen, um das Barkhor-Einkaufszentrum zu errichten. Angeblich sollen die früher in der Barkhor Straße ansässigen tibetischen Schmuckläden später einmal hier zentral angesiedelt werden. Politik und Kapital machen alles platt.“
Die Skizze zeigt, wie das Barkhor-Einkauszentrum in der der Altstadt Lhasas aussehen wird.
Laut „Baustellenschild“ des Barkhor-Einkaufszentrums soll auch eine Tiefgarage gebaut werden.
Kürzlich fiel der Lhasa-Fluss trocken, weil er aufgestaut wurde. In der Altstadt Lhasas ist der ‚Shenli Timessquare‘ gebaut worden, ein riesiges Einkaufszentrum in Kooperation zwischen Geschäftsleuten und Politik. Es versetzt die Bewohner Lhasas in äußerste Unruhe, dass deswegen Tag und Nacht das Grundwasser abgepumpt wird. Ich fragte André Alexander, ehemals Restaurator in Lhasa, ob dies zu Schädigungen führen könne. Tief getroffen antwortete er: „Wasser ist in Lhasa ein großes Problem, weil überall neue Wasserkraftwerke gebaut werden. Die Umwelt in Lhasa selbst ist schon stark geschädigt und verschmutzt. Gierige Immobilienentwickler haben mit Unterstützung gieriger Beamter aus dem Lhasa-Tal so etwas wie eine große Fabrik gemacht. Wenn die Lhalu Wetlands trockengelegt werden, ist alles zu spät.“
Als der Lhasa-Fluss aufgestaut wurde und trocken fiel, retteten viele Tibeter spontan die Fische aus den verbleibenden Pfützen. Was für eine traurige Szene voller Symbolik!
Auch in der Hospitalstraße in Lhasas Altstadt wird gebuddelt. Während der Kampagne ‚Zerschlagt die vier Alten‘ (nämlich die alten Denkweisen, alte Kulturen, alte Gewohnheiten und alte Sitten; A.d.Ü.) zu Zeiten der Kulturrevolution wurden in dieser Straße unzählige Buddhastatuen nach der Plünderung von Klöstern vergraben. So sollten auch symbolisch die ‚Vier Alten’ mit Füßen getreten werden. Ob man diese Buddhastatuen wieder ausgräbt, wenn man heute die Straßen wieder aufreißt, weiß ich allerdings nicht.


Hospitalstraße in Lhasas Altstadt (siehe auch oben)
Auf den Straßen Lhasas.
In den Straßen der Altstadt Lhasas.
                     
In den Gassen der Altstadt Lhasas.




[1] Die an der Grenze zu Tibet liegende Stadt Lijiang hat eine pittoreske Altstadt und zieht jährlich Millionen von Touristen an. Sie gilt als Rothenburg ob der Tauber Chinas.
[2] Stilbildende Kosmetik in Asien, die ein makelloses Gesicht verspricht, ohne dass zu sehen ist, dass Make-up verwendet wurde.

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